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LNG in Deutschland – Ein Beitrag zur Energiesicherheit?!

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat sicher geglaubte Realitäten zerstört. Dieser Krieg zeigt, wie notwendig es ist, so schnell wie möglich aus fossilen Abhängigkeiten hin zu 100 % erneuerbaren Energien zu entkommen. Nun steht Politik vor der schweren Aufgabe, sowohl die massiv gestiegenen Kosten in den Griff zu bekommen, als auch die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. 

Für den Winter 2022/23 scheint dies gelungen zu sein. Für Wirtschaft und Industrie, aber auch für die Wärmeversorgung von Haushalten, Krankenhäusern, Vereinen etc. ist eine sichere und bezahlbare Energieversorgung unerlässlich. Wir brauchen den Ausbau der Erneuerbaren, sowohl um die Klimaziele einzuhalten, als auch um den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht zu gefährden. Dazu sind erneuerbarer Strom und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft unerlässlich, aber genauso wichtig sind Einsparungen und Energieeffizienz. 

Deutschland hat einen Jahresbedarf von 95 Mrd. m3, bis zum Kriegsbeginn wurde 55 % durch russisches Erdgas gedeckt. Die Lieferungen aus Russland liegen indessen bei 0, daher mussten schnell Alternativen gefunden werden. Dies sieht die Bundesregierung im vorübergehenden Bezug von LNG (liquefied natural gas), also verflüssigtes Erdgas. Mit dem LNG-Beschleunigungsgesetz hat es die Bundesregierung geschafft, innerhalb weniger Monate die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, von Umweltverbänden werden allerdings mangelnde Transparenz und fehlende Umweltverträglichkeitsprüfungen bemängelt. 

Im Gesetz gibt es mehrere Standortoptionen, realisiert wurden Lubmin, Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Aktuell sind es schwimmende Anlagen, an den Standorten werden  in den nächsten Jahren  feste Terminals gebaut. Zuletzt wurde am 20.01.2023 Brunsbüttel in Betrieb genommen. Für alle LNG-Terminals ist fest geplant, dass sie in der Anschlussverwendung zu Energiehubs werden und dann der Anlandung von grünen Wasserstoffderivaten, wie Ammoniak, dienen. 

Die schwimmenden Flüssiggasterminals werden als FSRU (Floating Storage an Regasification Unit) bezeichnet. Ein Flüssiggastanker macht an der FSRU fest und pumpt das LNG auf dieses Schiff. Die Kernanlage ist ein spezielles Schiff, das die Anlandung, Speicherung und Wiederverdampfung ermöglicht. Das wieder verdampfte Gas wird dann ins Gasleitungsnetz eingespeist. 

Hierzu investiert die Bundesregierung zusammen mit RWE und Partnerunter- nehmen 2.94 Mrd. Euro. Die Betriebsverantwortung liegt bei RWE, den technischen Betrieb übernimmt Höegh LNG. Die Kapazität beträgt ca. 5 Mrd. mpro Jahr. Es wurden und werden Energiepartnerschaften mit Förderländern geschlossen, wie Katar, Algerien, USA und Kanada.

Problematisch ist vor allem das Gas aus den USA, da es überwiegend mit der umwelt- schädigenden Frackingmethode gewonnen wird. Ein weiterer Punkt ist, dass LNG auf ca. -165 Grad Celsius gekühlt wird, dazu werden ca. 20 % des Energiegehaltes des Gases benötigt. Trotz der Nachteile benötigt Deutschland dieses Gas für mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung. Die Klimaziele der Bundesregierung werden nicht in Frage gestellt.

Verfasser: Gilbert Sieckmann-Joucken

Februar 2023